Die Serie WeCrashed erzählt vom Aufstieg und Fall des amerikanischen Start-Ups WeWork. Die Firma bietet immer noch Co-Working-Spaces auf der ganzen Welt an. Warum war WeWork in den Nullerjahren so erfolgreich? Die Immobilien-Verwalter erkannten früh die Entstehung der New-Work-Welle im IT-, Wissens- und Kreativsektor. Die Gründer verfolgten das Ziel, den Menschen mehr zu bieten als einen grauen Schreibtisch mit schlechter Beleuchtung, denn auch Arbeitszeit ist Lebenszeit und sollte möglichst lebenswert sein.
Der Arbeitsplatz wurde zu einem Ort der Begegnung, welchen der Soziologe Ray Oldenburg als dritten Ort definiert. Der dritte Ort ist weder das eigene Zuhause noch der Arbeitsplatz. Der dritte Ort zeichnet sich dadurch aus, dass man dort andere trifft, um abzuhängen oder einfach Spaß zu haben. WeWork erweiterte das Büro, um die Dimension des dritten Ortes. Der Arbeitsplatz wurde nicht mehr nur auf die reine Funktionalität der Büroarbeit wie in der Serie „The Office“ reduziert, sondern es entstanden Orte, an denen Menschen sich wohl fühlen sollten. Die Arbeitszeit sollte sich wie Freizeit anfühlen, weil man mit anderen ins Gespräch kam – sei es an der Bar oder am Kicker. Die strikte Trennung zwischen Arbeit und Freizeit sollte sich in den Räumlichkeiten schleichend auflösen.
In der Apple-Serie führt der WeWork-Gründer Adam Neumann potenzielle Mieter durch die leeren Räume und malt ihnen ihre Zukunft in leuchtenden Farben aus. O-Ton: "Hier lernst du deine zukünftigen Geschäftsfreunde beim Trinkspiel kennen oder deinen Ehepartner beim Yoga". Neumann verkaufte den Menschen eine Illusion – nämlich das Ende der Einsamkeit und einen neuen Zeitgeist, der leben und arbeiten miteinander verknüpfen sollte.
Auch Google übernahm dieses Prinzip für seine Büros. Die Unternehmensräumlichkeiten sind eine Mischung aus experimenteller Kindergartenlandschaft und hippen all inclusive Hotels mit Pool, Fitnessstudio, Loung- und Chillout-Areas. Durch die Pandemie jedoch verwaisten die “Googleplexes“. Jetzt versucht der Tech-Gigant die Mitarbeiter wieder ins Büro zu locken, z.B. mit Mitarbeiter-Konzert u.a. mit der angesagten Künstlerin Lizzo oder kostenfreien E-Rollern, um zur Arbeit zu kommen. Dennoch haben viele Menschen für sich festgestellt, dass ihnen mehr Zeit wichtiger ist als Gratis-Kombucha oder Ping Pong spielen.
Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs, in der wir uns fragen müssen brauchen wir Büros noch und wenn ja in welcher Form? Welche Funktionen soll das Büro übernehmen? Möchte ich überhaupt noch regelmäßig ins Büro oder bevorzuge ich das Home Office? Oder ist das Home Office eine heimtückische Falle, weil auf einmal alle Orte des Seins auf den eigenen häuslichen Raum reduziert werden?
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